Preisbildung: Grundlagen

Preisbildung: Grundlagen
Preisbildung: Grundlagen
 
Preise bilden sich auf Märkten, wenn Marktangebot und Marktnachfrage zusammentreffen. Gleichzeitig beeinflusst der Marktpreis allerdings das Angebot und die Nachfrage der einzelnen Marktteilnehmer. Der Konsument plant entsprechend seiner Nachfragefunktion, zu jedem Preis eine bestimmte Menge eines Gutes nachzufragen. Ebenso planen die Unternehmen entsprechend ihrer Angebotsfunktion, zu verschiedenen Preisen unterschiedliche Mengen von Gütern anzubieten. Diese einzelnen Angebots- und Nachfragemengen werden zusammengefasst zu Marktangebot und Marktnachfrage.
 
 Preis im Marktgleichgewicht
 
Marktangebot und Marktnachfrage können in einem Preis-Mengen-Diagramm dargestellt werden. Dabei ist die nachgefragte Menge normalerweise umso kleiner, je höher der Preis ist (Nachfragegesetz): Steigt der Preis, so sinkt die nachgefragte Menge. Umgekehrt ist die angebotene Menge in der Regel umso größer, je höher der Preis dieses Gutes ist (Angebotsgesetz): Bei steigendem Preis erhöht sich auch die angebotene Menge. Das Marktgleichgewicht wird nun durch den Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve bestimmt. Zu diesem Preis entsprechen sich das geplante Angebot und die geplante Nachfrage. Ob überhaupt ein Marktgleichgewicht besteht und wie dieses auf Preisänderungen oder Änderungen anderer Marktbedingungen reagiert, hängt von der Form der Nachfrage- und Angebotskurven, aber auch von der Marktform ab. Bei vielen Anbietern und Nachfragern auf einem vollkommenen Markt (Polypol) bildet sich der Marktpreis in der Höhe, dass die zu diesem Preis angebotene und nachgefragte Menge übereinstimmen (freie Preisbildung).
 
 Preisbildung auf dem Markt für ein Gut
 
Betrachten wir beispielhaft den Markt für Äpfel. Stellen wir uns einen Auktionator vor, der Preise ausruft und zu diesen Preisen Angebots- und Nachfrageofferten einholt. Nehmen wir an, bei dem ersten Preisvorschlag übersteigt das geplante Angebot die geplante Nachfrage (Angebotsüberschuss). Der Auktionator wird als Nächstes einen niedrigeren Preis nennen. Wenn bei einem Preis die Nachfrage größer ist als das Angebot (Nachfrageüberschuss), wird er einen höheren Preis wählen. Das Ganze geschieht so lange, bis der Markt im Gleichgewicht ist (Marktmechanismus, Preismechanismus). Nach dem schweizerischen Volkswirtschaftler Léon Walras (1834-1910) heißt dieser Punkt walrasianisches Gleichgewicht.
 
Der Preis ist also eine Funktion der Überschussnachfrage und des Überschussangebotes. Wenn bei einem Preis unterhalb (oberhalb) des Gleichgewichts Überschussnachfrage (Überschussangebot) herrscht, ist das Gleichgewicht stabil. Im umgekehrten Fall ist es instabil. Ein Marktgleichgewicht liegt daher vor, wenn bei einem positiven Preis weder Überschussnachfrage noch Überschussangebot vorliegen oder wenn bei Überschussangebot der Preis null beträgt.
 
 Das Cobweb-Modell (Der Schweinezyklus)
 
Wie kommt ein Marktgleichgewicht ohne walrasianischen Auktionator zustande? Nehmen wir an, das Angebot von morgen bildet sich immer auf Basis des Preises von heute. Das Beispiel »Schweinezyklus« Schweinezüchter müssen heute planen, welche Menge sie in einem Jahr auf den Markt bringen wollen. Laut Annahme kennen sie nicht die genaue Marktnachfragekurve, sondern nur den heutigen Preis P1. Die Schweinezüchter nehmen nun an, dass dieser Preis auch in einem Jahr gilt. Sie produzieren daher eine größere Menge (x2). Wenn diese Menge auf den Markt gebracht wird, bewirkt das jedoch einen Angebotsüberschuss. Es kann daher nur der Preis P2 erzielt werden, wenn die Züchter nicht auf einem Teil ihres Angebotes sitzen bleiben wollen. Aufgrund des niedrigeren Preises wird im nächsten Jahr entsprechend weniger produziert (x3). Bei dieser Menge herrscht allerdings ein Nachfrageüberschuss und der Preis steigt auf P3. Ist das System stabil, erreicht es irgendwann das Gleichgewicht. Ist die Angebotskurve steiler (flacher) als die Nachfragekurve, so ist das System stabil (instabil). Dieses dynamische Preisbildungssystem, das den Anpassungsprozess an Marktungleichgewichte beschreibt, heißt auch Cobweb-Modell (Spinngewebemodell).
 
 Wie ändert sich der Marktpreis, wenn sich die Marktbedingungen ändern?
 
Das Einkommen und die Preise anderer Güter haben einen Einfluss auf die Marktnachfrage. Ebenso beeinflussen die Höhe von Löhnen und Zinsen das Marktangebot. Wie stark ändern sich Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge, wenn sich eine dieser Größen ändert? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Wenn sich z. B. die Lohnkosten erhöhen, verschiebt sich die Marktangebotskurve. Die Unternehmen müssen höhere Preise verlangen, um keine Verluste zu machen. Wo sich das neue Gleichgewicht einstellt, hängt von der Elastizität der Nachfrage ab, ob die Nachfrage sehr elastisch oder aber unelastisch auf eine Preiserhöhung reagiert.

Universal-Lexikon. 2012.

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